Eigentlich suchte sie ja diesen markanten Typ mit vollem Haar, am liebsten Botschafter von Frankreich oder zumindest Universitätsprofessor. Den Mann ihrer Träume eben. Stattdessen lernte sie bei Freunden einen Keramiker kennen, humorvoll, sehr belesen und mit blank schimmerndem Schädel. Keine Liebe auf den ersten Blick, aber nach dem zweiten oder dritten kribbelte es doch – der "Falsche" erwies sich als Mr. Right.
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Auf den zweiten Blick
Angenommen, du erwägst eine ernsthafte Beziehung, bist aber (noch) nicht Hals über Kopf verliebt. Es ist völlig legitim, mögliche Kandidaten mit deinem privaten "Suchraster" abzugleichen. Die Kunst besteht darin, das richtige Raster zu erstellen und dieses zudem flexibel einzusetzen. Es wäre doch schade, wenn du durch ein vorschnelles, an einem äußerlichen Detail festgemachtes Urteil einen Menschen verpasst, der perfekt mit dir harmonieren würde. Die Frau mit dem Doppelnamen oder der Mann mit dem bayrischen Dialekt sind vielleicht ganz anders, als du denkst. Das findest du aber nur heraus, wenn du dich auf einen ersten Dialog einlässt. Außerdem: Doppelnamen und Dialekte kann man ablegen, Humor und Zuverlässigkeit jedoch nur schwer nachträglich erwerben.
Wohlgemerkt: Es geht nicht darum, sich mit jemandem nur zufrieden zu geben ("... besser als allein zu bleiben"). Du kannst bei der Partnerwahl nur dann aussichtsreiche Kompromisse eingehen, wenn du herausfindest, was für dich ganz persönlich stimmig ist.
Nur ein kleiner Makel?
Es gibt Dinge, mit denen kannst du nicht leben. Werde dir darüber klar, worin diese wirklich bestehen, was dir sozusagen ein Leben lang gegen den Strich gehen würde. Wenn du beispielsweise für dich weißt: auf gar keinen Fall ein Partner/eine Partnerin ohne Studium, solltest du auch dabei bleiben. Bedenke aber auch, dass es immer etwas an deiner neuen Liebe geben wird, das du gern ändern würdest, wenn du zaubern könntest: den Kontostand, das Gewicht, die frechen Söhne mitten in der Pubertät ... Es kommt nur darauf an, ob du die Abweichung von deinem Ideal als bloßen Makel tolerieren kannst oder ob es sich in deinen Augen um einen grundlegenden Fehler handelt. Prüfe deine Meinung zu Frauen mit kleinen Kindern/zweimal geschiedenen Männern oder auch Partnern/Partnerinnen, die zehn Jahre vor oder nach dir auf die Welt gekommen sind. Mancher wirkt mit 50 wie 40 und umgekehrt. Wenn du bei deiner Suche von vornherein Menschen ausgrenzst, die einige Jahre jünger oder älter sind als du, nimmst du dir vielleicht eine große Chance.
So manche Idealvorstellung hat man nur von anderen übernommen und kann sie ebenso gut über Bord werfen: Findest du Männer mit stärkerer Körperbehaarung, die sich auch im Hemd kaum verhehlen lässt, wirklich so schrecklich? An dieser Stelle ist auch das Stichwort Marktwert zu nennen: Wenn du nicht wie Tom Cruise aussiehst, erwarte lieber keine Penélope Cruz. Hast du dich erst mal verliebt, wird sowieso vieles anders: Die Frau mit dem kurzsichtigen Blick hinter dicken Brillengläsern ist für dich die schönste auf der Welt. Oder: Du siehst glatzköpfige Herren plötzlich mit ganz anderen Augen, nur weil auch dein Liebster keinen Kamm mehr braucht.
Tolerant – aber nicht blind
Klär für dich, welcher Bildungs- und Gesellschaftsschicht dein zukünftiger Schatz unbedingt angehören sollte. Wer hier etwas aufgeschlossener ist, kann viel gewinnen, vielleicht sogar von der Erfahrungswelt des anderen profitieren. Warum sollten nicht auch die Anästhesistin und der Handwerksmeister zusammen glücklich werden? Wenn zwei Menschen miteinander zu vereinbarende Werte haben und sich gegenseitig respektieren, gibt es kaum eine Bindung, die nicht möglich ist. Mit Kompromissen in Einstellungsfragen solltest du vorsichtiger sein als bei den genannten Äußerlichkeiten. Wenn du Punkrock liebst und deine neue Bekanntschaft Andrew Lloyd Webber, könnt ihr euch vermutlich noch arrangieren. Ein Mann mit klassisch-griechischem Profil und interessantem Job nützt dir jedoch herzlich wenig, wenn du nicht mit ihm lachen kannst und seine Vorstellung von Partnerschaft im Allgemeinen und Treue im Besonderen nicht teilst. Auch wenn Paare viel voneinander lernen können: Hoffe nicht darauf, deinen Partner/deine Partnerin nach deinen Wünschen zurechtbiegen zu können – fast immer ist das vergebene Liebesmüh.
Bücher zum Thema
Nina Deißler: So verlieben Sie sich richtig. Wie man seinen Traumpartner sucht und findet. Humboldt 2009, 8,90 EUR
Ursula M. Wagner: Suche Mann ohne Haken. Wie Sie den Richtigen finden und mit ihm glücklich werden. Droemer/Knaur 2008, 14,95 EUR
Stefan Woinoff: Überlisten Sie Ihr Beuteschema. Warum immer mehr Frauen keinen Partner finden – und was Sie dagegen tun können. Mosaik 2007, 14,95 EUR