Führt ein ehrliches "Ich bin getrennt lebend" unweigerlich dazu, dass man bei der Online-Partnersuche ins Hintertreffen gerät? Diese Frage stellte uns Ilona (41). Hier ist unser Tipp zum Thema.
"Sehr geehrtes Parship-Team,
leider habe ich es häufiger erlebt: wenn frau in ihrem Online-Profil schreibt, dass sie getrennt lebt, erhält sie wenig Zuschriften. Dabei kann es doch viele Gründe geben, warum man sich nicht gleich scheiden lässt. Man ist vielleicht mit einem Ausländer verheiratet und will sein Aufenthaltsrecht sichern. Man versteht sich noch ganz gut mit dem Ex und will nicht auf die steuerlichen Vorteile verzichten. Oder das antike Scheidungsrecht hindert einen schlichtweg daran, sich endgültig zu trennen.
Der letzte Mann, den ich online kennen lernte, beschrieb sich als geschieden. Beim Treffen beichtete er dann, dass er seit sechs (!) Jahren in Trennung lebt. Um mehr Chancen zu haben, gab er sich als geschieden aus. Also sind die Ehrlichen die Dummen - mal wieder. Dabei gibt es noch nicht verarbeitete Beziehungen doch auch bei Unverheirateten. Was meinen Sie dazu?"
Ilona (41), Unternehmerin
Was hat "getrennt lebend" zu bedeuten?
Die von Ilona aufgeworfene Frage ist in zweierlei Hinsicht interessant: Einerseits ist es für Partnersuchende, die vom Ehepartner/der Ehepartnerin getrennt leben, manchmal schwierig, dies unmissverständlich auszudrücken. Auf der anderen Seite schrecken viele Online-Flirter vor einer Kontaktaufnahme zu Getrenntlebenden zurück, aus Angst vor Altlasten oder weil sie befürchten, es werde nur eine "Nebenbeziehung" gesucht.
Um es ganz klar zu sagen: Wir sprechen hier über ein Problem, das eigentlich gar keines ist. Es kann die vielfältigsten Gründe geben, warum jemand zwar von seinem Ehepartner/seiner Ehepartnerin getrennt, aber noch nicht geschieden ist. Keiner dieser Gründe sagt etwas darüber aus, wie beziehungsfähig der- oder diejenige augenblicklich ist. Im Gegenteil gibt es sicher ebenso viele "Altlastenträger" unter den vermeintlich ganz normalen Singles wie unter denen, die schon einmal den Schritt vor den Altar gewagt haben. Trotzdem haben gerade Getrenntlebende immer wieder mit Vorurteilen zu kämpfen. Dahinter steht vielfach die Angst, sich auf einen Menschen einzulassen und sich dann mit dessen unbewältigten Eheproblemen herumschlagen zu müssen.
Ehrlichkeit währt am längsten
Wer getrennt lebt, sollte das trotz oder gerade wegen dieses Vorurteils keinesfalls verheimlichen. Besser ist es, offensiv mit dem "heiklen" Thema umzugehen. Hier kann etwa eine kurze Anmerkung im Online-Profil, die verdeutlicht, dass man emotional frei ist, eventuellen Missverständnissen vorbeugen. Schon ein "getrennt, aber keine Altlasten" könnte anderen die größten Ängste nehmen. Wer jedoch noch nicht geschieden ist, weil insgeheim doch noch die Hoffnung auf eine Versöhnung besteht, sollte die Sache mit der Partnersuche lieber noch mal verschieben.
Wissen ist besser als glauben
In der umgekehrten Situation empfehlen wir, Vorurteile beiseitezulassen: Schreib den Menschen mit dem interessanten Profil einfach an, auch wenn darin "getrennt lebend" steht. Wenn du Bedenken hast, thematisiere diese offen und frag einfach nach: "Was bedeutet 'getrennt lebend' denn eigentlich in deinem Fall?" Kommt darauf keine befriedigende Antwort, kannst du immer noch den Rückzug antreten. In der Regel werden auf diese Weise aber eher Bedenken zerstreut. Schließlich muss man sich ab einem gewissen Alter von der Vorstellung verabschieden, noch auf Menschen zu treffen, die nicht schon einige Trennungen hinter sich haben.