Politische Einstellung kein Beziehungskiller – aber Grund für Diskussion

05.07.2013 Katharina Hemmelmair
Repräsentative PARSHIP-Studie anlässlich des Superwahljahres 2013: Drei Viertel der Österreicher  stimmen mit dem Partner in politischen Ansichten meistens überein, dennoch sorgen politische Themen für angeregte Diskussionen in der Partnerschaft.

Wien,

Kurz vor der Nationalratswahl  2013 untersucht eine repräsentative Studie erstmals die politische  Einstellung und das Wahlverhalten von Paaren in Österreich. Das Ergebnis: In den heimischen Beziehungen herrscht überwiegend politische Einigkeit – vor allem bei ÖVP-Wählern. Bei 30 Prozent der Befragten kommt es allerdings zu angeregten Diskussionen mit dem Partner, selten auch zu Streit. Zwei Drittel wollen den Partner zumindest fallweise von ihrer politischen Meinung überzeugen, unter Grün-Wählern  sind es sogar 80
Prozent. Männern gelingt dies eher als Frauen. Insgesamt geben 56 Prozent der Befragten an, sich für Politik zu interessieren, mehr
Männer als Frauen und mehr ältere als jüngere Personen. Jeder Vierte weiß allerdings nicht, welche Partei der Partner wählt. Die Studie wurde von Marketagent.com im Auftrag von PARSHIP.at  durchgeführt und ist repräsentativ für die österreichische Bevölkerung. Befragt wurden 1.047 Personen zwischen 18 und 69 Jahren im  Mai und Juni 2013.

Einfluss der Familie größer als jener des Partners

Ein Viertel der Befragten gibt an, dass ihre politische Einstellung von der eigenen Familie (Eltern, Geschwister) beeinflusst wurde. Mag.
Christoph Hofinger vom SORA-Institut, seit vielen Jahren in der Wahlforschung tätig, stand als Experte der Studie zur Seite: „Bei
Traditionsparteien ist der Einfluss der Familie am  stärksten, während bei einer Oppositions- und Protestpartei wie der FP Ö der Einfluss der Partner dem der Familie entspricht.“ SPÖ-Wähler weisen zu 42 Prozent der Familie den höchsten Einfluss zu, bei der FPÖ sind es nur 20 Prozent. Bei allen anderen Parteien folgen erst nach der familiären Prägung der Partner, die Freunde und die Arbeitskollegen als politische Einflussfaktoren. In der Partnerschaft selbst lasse n sich Frauen (21 Prozent) stärker als Männer (14 Prozent) vom Partner beeinflussen.  „Hier spielen traditionelle Rollenmuster, aber auch  das grundsätzliche Interesse an Politik eine wichtige Rolle“, erklärt  Parship-Psychologin Caroline Erb.

Grün-Wähler wollen Partner überzeugen

Bei 31 Prozent der Befragten kommt es mit dem Partner zu angeregten Diskussionen (27 Prozent) oder gar Streit (4 Prozent) über politische Themen. Bei den Grün-Wählern sind es 51 Prozent (45  Prozent angeregte Diskussion, 6 Prozent Streit). Dabei wollen insgesamt zwei Drittel der Befragten zumindest fallweise ihren Partner von der eigenen Meinung überzeugen – bei den Grün-Wählern sind es fast 80 Prozent, bei Anhängern der FPÖ hingegen nur 63 Prozent. Männer überzeugen dabei eher als Frauen. „18 Prozent der Männer glaub en, immer oder meistens ihre Partnerin zu überzeugen, bei den Frau en sind es nur 9 Prozent. Selbst wenn Frauen öfter angeben, sich vom  Partner überzeugen zu lassen, überschätzen möglicherweise Männer hier auch ihre politische Überzeugungskraft“, ergänzt Hofinger.

Je älter, desto ähnlicher das Wahlverhalten

Jeder vierte Befragte weiß nicht, welche Partei der  Partner wählt. „Wer sich allerdings in politischen Ansichten einig ist, weiß eher, wo der Partner sein Kreuzerl macht“, so Hofinger. Nur 15 Prozent der ÖVP- und 17 Prozent der SPÖ-Wähler kennen das Wahlverhalten des Partners nicht. Bei den unter 30-Jährigen wissen 40  Prozent nicht, welche Partei der Partner bevorzugt. „Jüngere reflektieren ein im Lauf der Jahrzehnte mobiler gewordenes Wahlverhalten. Si e wählen seltener dieselbe Partei und kennen daher auch das  Wahlverhalten des Partners nicht so genau.“ Während knapp 70 Prozent  der über 60-Jährigen Paare die gleiche Partei wählen, tun dies  nur 42 Prozent der unter 30-Jährigen.

Arbeit, Fremdenpolitik und Einkommen am häufigsten diskutierte Themen

Generell sind Männer (66 Prozent, Frauen 45 Prozent ) und ältere Personen (ab 60 Jahren: 73 Prozent) stärker an Politik interessiert. Mit dem Partner wird vor allem über die Themen Job und  Arbeitslosigkeit, Asyl- und Fremdenpolitik sowie Einkommen und Armut  gesprochen. Je nach Altersgruppe ändert sich das wichtigste Gesprächsthema allerdings deutlich. Bis 30 ist es die Bildung, danach Familie und  Kinderbetreuung, ab 40 der Arbeitsmarkt, mit 50 die  Gesundheit und ab 60 die Parteipolitik.

Politische Einigkeit nicht oberste Priorität bei Partnersuche

Im Grunde ist die Mehrheit der Befragten durchaus tolerant und gibt an, nicht auf politische Einigkeit in der Partnerschaft zu bestehen. „Wichtiger ist die tatsächliche Übereinstimmung in  anderen Bereichen wie Treue, Vertrauen und Ehrlichkeit“, so Erb. „Die se Werte sollten auf jeden Fall übereinstimmen, damit eine Beziehung langfristig Erfolg hat.“ So ist die Suche nach bestimmten Kriterien, die der Partner erfüllen soll, auch einer der meistgenannten Vorteile der Partnersuche im Internet. Auch der stufenweise Kontaktaufbau und  die Vielzahl an Kontaktmöglichkeiten werden stets als Vorteile der  Online-Partnersuche genannt.

Ab 40 ist die Partnersuche im Internet absolute Nummer 1

Tatsächlich sucht die Mehrheit (52 Prozent) aller österreichischen Singles über 40 im Internet nach einem Partner, erst danach folgen
das Weggehen (33 Prozent) und Freunde oder Bekannte  (22 Prozent). „Für die Zielgruppe ab 40 ist das Internet mittlerweile zur absoluten Nummer 1 bei der Partnersuche geworden“, ergänzt Ma g. Sandra Gabler, Director Österreich und Schweiz bei PARSHIP.com. Bei den unter 40-Jährigen ist die Reihung für die beliebteste Art der Partnersuche hingegen das Weggehen (53 Prozent), Freunde oder Bekannte (37 Prozent) und an dritter Stelle das Internet (27 Prozent).