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Offene Beziehung: Kann das funktionieren?

28.08.2021 Sabrina Sailer

Für viele Menschen gehört Treue zu einer funktionierenden Beziehung dazu. Dem Partner vertrauen zu können und sich seiner Exklusivität sicher zu sein, ist ein entsprechend wichtiges Kriterium. Monogamie. So lautet das Beziehungsmodell, das eben in aller Kürze umrissen wurde. Zwei Menschen, eine Liebe, ein (Sex) -leben. Entsprechend sind die meisten Menschen wohl serielle Monogamisten, zwar lieben sie im Verlauf ihres Lebens mehrere Partner, allerdings nicht gleichzeitig, sondern nacheinander. Der Klassiker.

Diese Beziehungsform funktioniert nicht für jeden, denn es kommt immer wieder vor, dass ein Partner sich eingesperrt, nicht frei oder irgendwie eingeschränkt fühlt. Das kann vorkommen, obwohl er den anderen von Herzen liebt, eben einfach, weil die traute Zweisamkeit nicht seinem Naturell entspricht. Das muss nicht einmal zwangsläufig und ausschließlich mit Sex zu tun haben. Es kann auch um Freiheit und prinzipielle Möglichkeiten gehen – jemand Neuen kennenlernen, Spaß haben, Entscheidungen für sich alleine treffen … Eine offene Beziehung erscheint die perfekte Lösung zu sein, bei der sich Partner und Unabhängigkeit optimal verbinden lassen. Inwieweit eine solche Beziehung tatsächlich funktionieren kann, welche Chancen sie bietet und wo eventuelle Schwierigkeiten lauern, will der folgende Text klären.

Polygamie und Polyamorie

In beiden Fällen genügt eine Zweierbeziehung nicht, um die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Polygamie bezeichnet das gleichzeitige Nebeneinander mehrerer Beziehungen. Im Volksmund verwendet, geht es gar nicht unbedingt darum, dass tatsächlich Beziehungen unterhalten werden. Im Wesentlichen ist damit gemeint, dass eine Person innerhalb eines bestimmten Zeitraumes nicht nur einen, sondern mehrere Sexualpartner gleichzeitig hat. Bezogen auf eine offene Beziehung würde das also bedeuten, dass beide Partner, neben dem jeweils anderen, auch noch zu weiteren Personen (sexuelle) Beziehungen aufbauen dürfen.

Bei der Polyamorie geht es etwas tiefer, da es nicht nur um primär physiologische Bedürfnisse geht, sondern um emotionale. Polyamore Menschen haben buchstäblich mehr Liebe zu geben als andere, weshalb es ihnen nicht genügt, nur einen zu lieben. Dieses Modell erlaubt, gleichzeitig Gefühle für mehrere Partner zu empfinden, also romantische Beziehungen mit ihnen zu führen. Dazu gehört beispielsweise Zeit miteinander zu verbringen, für den anderen da zu sein, intime Gedanken auszutauschen, zärtlich zu sein, miteinander zu schlafen – eben all das, was eine Partnerschaft ausmacht. Eine offene Beziehung dieser Art würde implizieren, dass die Exklusivität eines Partners geschmälert ist, da es noch andere gibt, die ebenso geliebt werden. Das heißt, dass mehrere Beziehungen nebeneinander gepflegt werden, wobei jeder um die Existenz aller Beteiligten weiß und damit einverstanden ist.

Warum genügt manchen eine Zweierbeziehung nicht?

Die Gründe dafür sind vielschichtig und keineswegs verallgemeinerbar. Jeder, der das Bedürfnis verspürt, eine alternative Beziehungsform zu leben, tut dies aus unterschiedlichen Gründen. Einige mögliche Grundmotive können sein:

  • sexuelle Freiheit und uneingeschränkte Offenheit
  • ausgeprägte Individualität
  • ein permanentes Gefühl, in herkömmlichen Beziehungen eingeengt zu werden
  • Langeweile zu empfinden, wenn Abwechslung fehlt
  • Unsicherheit, die/den Richtige/n tatsächlich schon gefunden zu haben
  • Liebe zu mehr als nur einer Person zu empfinden bzw. empfinden zu wollen
  • keinen Verzicht bezüglich irgendetwas leisten zu wollen
  • der Versuch, etwas auszufüllen oder zu kompensieren
  • Eifersucht und Verletzungen vorzubeugen, da man weiß, ohnehin nicht treu sein zu können
     

Und vermutlich gibt es noch etliche weitere Gründe, die Menschen dazu bewegen, sich für eine offene Beziehung als Alternative zur Monogamie zu entscheiden. Deutlich geworden sein sollte aber in jedem Fall, dass es bei offenen Beziehungen nicht nur um Sex gehen muss, sondern das zumeist mehr dahinter steckt. Entsprechend sollte auch tunlichst Abstand davon genommen werden, in offenen Beziehungen lebende Menschen bzw. solche, die den Wunsch danach hegen, mit Vorurteilen entgegenzutreten. Denn daran ist absolut nichts verwerflich, jeder sollte die Möglichkeit haben das auszuleben, was er für sich als Ideal festlegt.

Kann eine offene Beziehung funktionieren?

Ja, absolut, es kann funktionieren. Allerdings, und das ist der Haken, nur dann, wenn beide Partner einverstanden sind und eine polygame bzw. polyamore Neigung verspüren. Die Beziehungsform, die ein Mensch für sich auserwählt, ist Ausdruck seiner Lebenseinstellung. Zwar wird jeder geneigt sein, einmal etwas auszuprobieren oder sich auf ein sexuelles oder romantisches Experiment einzulassen – die Schwierigkeit, damit dauerhaft leben zu können und darüber glücklich zu werden, ist jedoch nicht zu unterschätzen. Daher sollte am Beginn einer offenen Beziehung in jedem Fall ein ausführliches Gespräch stehen, sodass beide genau wissen, wo sie stehen und was sie erwarten wird. Dazu sollte sich jeder seine Gedanken machen und reflektieren, ob er damit leben können wird, den Partner zu teilen – in welcher Form auch immer. Insofern sich beide einig sind und klar festgelegt haben, was erlaubt ist und was nicht, gibt es keinen Grund, warum eine offene Beziehung nicht funktionieren sollte. Wie auch in klassischen Zweierbeziehungen sollten beide Partner sensibel für die eigene Zufriedenheit und natürlich die des anderen bleiben, um abwägen zu können, ob die Partnerschaft noch funktioniert.

Denn natürlich kann es auch in solchen von Toleranz und Offenheit geprägten Beziehungen Gründe für Auseinandersetzungen und Streit geben. Permanent darüber im Austausch zu stehen, was einen bewegt, was man fühlt und wie man zum anderen steht, gehört daher auch zu eine offenen Beziehung dazu. Auf diese Weise spricht nichts gegen ein langfristiges Bestehen der Partnerschaft, sofern alle glücklich sind. Immerhin besteht auch die Option, irgendwann festzustellen, dass sämtliche Bedürfnisse befriedigt sind und nicht mehr der Wunsch besteht, auch mit anderen in Kontakt zu treten. Oder man ist zeit seines Lebens zufrieden damit, zwei Menschen zu lieben oder eben mit mehreren als nur der geliebten Person zusammen zu sein. Solange alle Beteiligten, insbesondere die beiden Partner, übereinstimmen, niemand verletzt wird und wichtige Fragen der Zukunft (Heirat, Kinder …) geklärt sind, spricht doch wirklich nichts dagegen.

Vor- und Nachteile einer offenen Beziehung

Die Chancen einer offenen Beziehung liegen natürlich im Wesentlichen in der individuellen Freiheit begründet, die jeder der beiden Partner hat. Ist der Rahmen abgesteckt, eröffnen sich innerhalb dessen viele Möglichkeiten für den Einzelnen, sei es nun, mit anderen Sex zu haben, sich in andere verlieben zu dürfen, eventuell sogar eine Beziehung zu dritt zu führen … Egal was man tut, man kann sich der Liebe des anderen sicher sein und er bleibt bestenfalls der sichere Hafen, der immer angesteuert werden kann. Durch diese Offenheit ist es wohl kaum möglich, den Anderen zu hintergehen, Seitensprünge per Definition existieren nicht, da sie dazugehören und erlaubt sind.

Durch die Freiheit, auch mit anderen Leuten in Kontakt zu treten und prinzipiell mehr auf die eigenen Bedürfnisse zu achten, bleibt ein gesunder Rahmen an Unabhängigkeit und Autonomie gewahrt, da man nie nur auf einen Menschen fokussiert ist, sondern nach wie vor das tut, wonach einem selbst ist. All das, wonach einem der Sinn steht und was man sich wünscht, wird in offenen Beziehungen wohl auch leichter angesprochen als in klassischen. Hier ist der Umgang miteinander generell offener und toleranter, weshalb es auch leichter fällt, Fantasien und Lebensträume zu kommunizieren. Gewissermaßen kann jeder das ausleben, was er will, sodass Frust, Einschränkungen und Langweile vermutlich kaum aufkommen.

Zweifelsohne gibt es auch etliche Nachteile, die dieses Beziehungsmodell mit sich bringen kann. Die fehlende Exklusivität beraubt den Partnern ein Stück weit ihrer Vertrautheit und Intimität, da ständig noch andere einbezogen sind. Auch die gemeinsame Zeit, die man in Zweierbeziehung ganz selbstverständlich mit dem Partner verbringt, muss in offenen Beziehungen auch für andere aufgewandt werden. Insbesondere in polyamoren Partnerschaften ist Zeit Mangelware, da sie unter Umständen mit zwei oder vielleicht auch mehreren anderen Menschen, die man liebt, verbracht werden will.

Insofern Regeln nicht klar abgesteckt sind, kann es natürlich auch in offenen Beziehungen zu Eifersucht kommen, immerhin weiß man nie wirklich, was der Partner mit wem warum tut. Ist vielleicht doch Liebe im Spiel? Ist eine Andere/ ein Anderer wichtiger als man selbst? Und wer schon einmal im Zweifel ist, fragt sich vielleicht auch irgendwann, warum man selbst nicht genügt und wieso die Liebe zu zweit keine erfüllbare Möglichkeit ist. Auch ist das Risiko, sich auseinanderzuleben, wesentlich höher, da es nie nur der Partner ist, der eine Rolle im Leben spielt, sondern immer auch andere, sei es nur in sexueller oder auch in emotionaler Hinsicht.

Es gehören immer zwei dazu

Dies gilt sowohl für klassische als auch für offene Beziehungen. Das Glück lässt sich finden und eine erfüllte Liebe ist möglich, aber es gehören eben immer zwei dazu. Das heißt, dass Einigkeit darüber bestehen muss, wie man selbst seine Beziehung definieren will, was nicht dazugehört und auf was man keinesfalls verzichten möchte. Eine einseitige Partnerschaft funktioniert nicht, egal, ob zwischen zwei oder eben mehreren Beteiligten. Jeder muss voll hinter dem stehen, was er tut und vor allem auch, was der andere tut. Wenn man einen anderen Menschen liebt, sollte man darum bemüht sein, ihn in keiner Weise zu verletzen oder etwas zu tun, das ihm schadet. Gegenseitiger Respekt, Rücksichtnahme und einander zeigen, wie sehr man sich liebt, sollte daher in wirklich jeder Beziehung an erster Stelle stehen – ganz gleich, auf welches Adjektiv sie folgt.