Ghosting
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Ghosting: Spurlos verschwunden

27.01.2022 Sabrina Sailer

Eben noch tiefsinnige Gespräche geführt, gemeinsam Zeit verbracht – und dann nichts mehr. Keine Antworten, keine Reaktionen auf Nachrichten und Anrufe. Du wurdest geghostet. Damit bist du nicht allein. Zwischen ein Drittel und gut der Hälfte aller Erwachsenen haben das bereits erlebt.

Was Ghosting ausmacht

Kurz gesagt: Die Kommunikation wird einseitig. Beim Ghosting verschwindet dein Gegenüber, löst sich sprichwörtlich in Luft auf. Oder behandelt dich wie Luft, wie einen Geist. Du wirst unsichtbar. Der Ghostende lebt sein Leben vor deinen Augen einfach weiter.

Das kann urplötzlich – wortwörtlich über Nacht – oder allmählich geschehen. Ersteres ist sehr schmerzhaft, Letzteres besonders frustrierend. Wichtig: Es gab keinen Konflikt, keinen Streit, keine Meinungsverschiedenheit, die die Funkstille erklären könnte.

Typische Nebenerscheinungen beim plötzlichen Ghosting:

  • geblockt auf allen sozialen Netzwerken und in Nachrichten-Apps
  • Anrufe werden abgelehnt/nicht angenommen
  • Haustür bleibt zu
  • Freunde und Kollegen wissen von nichts oder verleugnen den Ghostenden

Typische Anzeichen für allmähliches Ghosting:

  • Reaktionszeiten zwischen den Nachrichten werden immer länger
  • Kommunikation wird oberflächlicher
  • Beziehung stagniert

Dieser Mensch, dank dem du vor Kurzem noch Schmetterlingsflügel im Bauch verspürt hast: Der ist abgetaucht. Ohne jede Erklärung, Entschuldigung oder Streit.

Von Betroffenen wird vor allem das als verletzend wahrgenommen: dass die Kommunikation scheinbar grundlos verstummt. Zur Rede stellen, klären oder an der Beziehung arbeiten? Unmöglich! Am Ende bleibt dir nur die Trauer und Wut darüber, dass eure Beziehung einseitig zu Ende gegangen ist.

Ghosting tritt zwar vor allem bei der Partnersuche auf – passiert aber auch im Job. Oder unten Freunden.

Ghosting – eine Frage des Timings?

Ist es schon Ghosting, wenn man sich nur ein paar Mal geschrieben hat? Im Grunde – ja. Allerdings kommt es vor allem beim Online-Flirt häufiger vor, dass diese vermeintlich schnelle Lösung für den Kontaktabbruch gewählt wird. Dann sind keine Erklärungen nötig, niemand wird (wirklich) verletzt.

TimingMotive des GhostendenGefühle des Verlassenen
nach einigen Nachrichten/GesprächenKonfliktvermeidung, schnelles Aussortieren „unpassender“ KontakteRatlosigkeit, Verwirrung
Nach dem ersten Treffen„Top oder Flop“-Sortierung, KonfliktvermeidungUnsicherheit, Verwirrung, Sorge, Selbstzweifel
Nach den ersten Intimitäten„Top oder Flop“-Sortierung, Konfliktvermeidung oder emotionale ÜberforderungWut, Unsicherheit, Selbstzweifel
Nach der Kennenlernphase/während der BeziehungNegative Emotionen und schwierige Situationen vermeidenWut, tiefe Verunsicherung, Zweifel am Selbstwert

Das Schuldbewusstsein für den Kontaktabbruch fällt beim Ghostenden gering aus. Soll heißen: Da wird sich die Begründung zurechtgebogen, bis es eindeutig die beste Option für alle war!

Zur Rede gestellt, reagieren Ghostende dann wahrscheinlich so:

  • Nach ein paar ausgetauschten Nachrichten nicht mehr zu reagieren? Ist doch gar nicht so schlimm! In dieser Phase schulden wir uns doch gar keine Erklärungen.

  • Keine Reaktion nach dem ersten Treffen? Es hat halt einfach nicht gefunkt und ich wollte da kein großes Drama draus machen.

  • Kontaktabbruch mitten in der Beziehung? Viel weniger verletzend als eine waschechte Trennung mit allem Drum und Dran.

Besonders empathisch fällt keine der vermeintlichen Begründungen aus. Nicht wahr?

Anzeichen für Ghosting

Ein gewisser Mangel an Empathie und an emotionaler Beteiligung ist allen Ghostenden gemeinsam. Zusätzlich sind sie oft auch

  • konfliktvermeidend,
  • ausweichend, wenn es um klare Standpunkte und Meinungsäußerungen geht,
  • zuverlässig unverbindlich bei Aussagen, die die Zukunft betreffen.

In der Psychologie sind Ghostende auch für eine gewisse „Schicksalsgläubigkeit“ bekannt. Sie tendieren dazu, Liebe als schicksalshafte Momente zu erleben. Funkt es nicht oder nicht sofort, investieren sie keine weiteren Mühen in die Beziehung.

Sind alle, die an die Liebe auf den ersten Blick glauben, potenzielle Ghostende? Natürlich nicht. Eine gewisse Tendenz – vor allem bei aufkeimenden Beziehungen – lässt sich aber beobachten. Leider!

Ähnlich, aber anders: Benching und Zombieing

Zwei weitere Begriffe tauchen im Zusammenhang mit Ghosting auf.

Beim Benching wirst du auf die Ersatzbank verwiesen. Bei Bedarf, also wenn der Favorit gerade keine Zeit hat, kommst du ins Spiel. Sprich: Du wirst zu Dates oder zu Unternehmungen eingeladen. Die Kommunikation ist aber eigentlich klar. Du bist nur Ersatz. Auf Dauer ist das kein zufriedenstellendes Arrangement. Willst du Exklusivität und eine echte Chance auf Bindung? Dann ist Benching kein Weg, der dorthin führt.

Und beim Zombieing? Da taucht der Ghostende urplötzlich aus der Geisterwelt wieder auf. Meistens soll die Beziehung einfach weiterlaufen. Als wäre nichts gewesen! Manchmal gibt es immerhin eine – oft sehr fadenscheinige – Erklärung für das Verhalten. Aber immer gilt : Wer einmal ghostet, wird es wohl als erprobtes Mittel zur Konfliktvermeidung wiederholen.

Wer ghostet – und warum?

Nur Feiglinge ghosten? Leider nicht. Es gibt einige Gründe, warum jemand ghostet – und sie haben alle nichts mit dir als Person zu tun. In der Psychologie ist Ghosting gut bekannt. Das Phänomen ist nicht unbedingt neu, trifft jedoch durch die häufigere Nutzung von digitaler Kommunikation immer mehr Menschen, die auf Partnersuche sind.

Ghosting-Gründe:

  • Bindungsängste, die voll ausschlagen. Die Beziehung ist (zu schnell) zu ernst geworden. Dann lieber abtauchen, bevor es noch emotional(er) wird!
  • Konfliktvermeidung par excellence. Kontaktabbruch und Trennung bedeuten Emotionen, Streit, vielleicht sogar Tränen. Sich selbst in Luft aufzulösen vermeidet genau diese Emotionen – und jede Form von Konflikt.
  • Mangelnde Empathie. Manchmal auch ausgewachsener Narzissmus als Form einer psychischen Persönlichkeitsstörung. Dem Ghostenden ist weder klar noch interessiert es ihn, dass das Ghosting verletzend ist.
  • Schicksalsgläubige. Entweder funkt es umstandslos und sofort – oder nicht. Bei Letzterem ist Ghosting vermeintlich einfacher, um zum nächsten Tagesordnungspunkt überzugehen.

Drama vermeiden, negativen Emotionen und Streit lieber aus dem Weg gehen – das ist häufig das Hauptmotiv. Verständlich. Aber verletzend für denjenigen, der gehostet wurde!

Ich wurde geghosted – und jetzt?

Sicher? Bevor du vom Schlimmsten ausgehst, überprüfe bitte:

  • Schwere Krankheit oder Unfall scheidet als Grund für die Funkstille aus?
  • Beruflich bedingte Sendepausen sind es ebenfalls nicht?

Ersteres lässt sich sicher beantworten, wenn jemand zwar Nachrichten liest, aber nicht beantwortet. Gleiches gilt, wenn du über Nacht auf allen Kanälen geblockt wurdest. Klarer könnte das Ghosting gar nicht ausfallen. Schwieriger ist es, wenn die Nachrichten nicht gelesen oder abgerufen werden. Dann ist ein einmaliger Kontakt zu seinen Freunden oder Arbeitskollegen okay – um sicherzugehen, dass keine äußeren Umstände zwischen euch stehen.

Genau deshalb ist Ghosting so schmerzhaft: Du schwankst zwischen echter Sorge und Wut. Obendrauf kommt das schlechte Gewissen und die Unsicherheit, welches Gefühl berechtigt ist.

  1. Es könnte ja wirklich gute Gründe für das Schweigen geben.
  2. Es könnte gerade beruflich viel los sein.

Dann wären Wut und Traurigkeit total unangebracht. Aber was, wenn nicht? Dann wären all die sorgenvollen Gedanken verschwendet!

Am Ghosting besteht kein Zweifel? Dann ist es Zeit für das Bewältigungsprogramm.

Phase: Nachrichten, Telefonate, keine/kaum Treffen

In der Kennenlernphase stellst du ebenfalls alle Kommunikationsversuche ein. Sperre Telefonnummern und blocke Social-Media-Kanäle, um nicht unbewusst ins Stalking zu verfallen. Durchatmen, weitermachen. Die Liebe wartet um die Ecke!

Phase: Viele Nachrichten, viele Treffen

Du dachtest, ihr wärt auf dem besten Weg zu einer Beziehung? Der Ghostende sah das leider anders. Du kannst über Freunde oder Arbeitskollegen versuchen, weitere Informationen zu erhalten. Eine Konfrontation gelingt nur selten. Falls du den Ghostenden zu fassen bekommst, sind die Gründe bestenfalls vage.

Deshalb: Trenne sorgfältig gemeinsame Verbindungen auf. Wie bei der klassischen Trennung braucht es Zeit und Geduld, um über das Beziehungsende hinwegzukommen. Pack alle bei dir verbliebenen Sachen in eine Kiste. Noch besser: Entsorg sie gleich!

Phase: Mitten in der Beziehung

Ghosting aus einer bestehenden Beziehung heraus ist seltener, kommt aber auch vor – und ist ohne Frage besonders schmerzhaft. Trauer, Wut und Selbstzweifel müssen jetzt verarbeitet werden. Und das ohne den echten Trennungsgrund zu kennen?

Erste-Hilfe-Maßnahme an dieser Stelle: Konsequente Kontaktsperre über alle Kanäle. Auf gar keinen Fall Social-Media-Stalking! Neue Routinen schaffen, zur Not auch Abstand zu gemeinsamen Freunden halten. Wer kann, nutzt die Chance auf neue Hobbys oder lang aufgeschobene Reisen zur Ablenkung. Manchmal ist die Unterstützung durch professionelle Therapeuten nötig, um den wortlosen Beziehungsabbruch zu verarbeiten.

Nach dem Ghosting

Ghostende machen einfach weiter. Für sie selbst ist die Argumentation ganz klar: Die aufkeimende Beziehung so zu beenden, war genau richtig!

Damit verpassen sie aber die Chance, an sich selbst zu arbeiten – und glückliche, stabile Partnerschaften zu erleben.

Und für den Verlassenen? Die meisten nennen Wut, Trauer und Selbstzweifel als bleibende Emotionen. Die Wut richtet sich häufig gegen sich selbst:

  • „Warum habe ich das nicht kommen sehen?“
  • „Was habe ich verpasst?“
  • „Womit habe ich so ein Verhalten nur verdient?“
  • „Was ist verkehrt mit mir, dass mir das jemand antut?“

Die Selbstzweifel nagen am Ego. Das lose Ende, der fehlende Abschluss schmerzt. Einfach so weiterzumachen kann schwerfallen.

Der wichtige Punkt ist: Ghostende ghosten aus verschiedenen Gründen. Nichts davon hat etwas mit dem Verlassenen zu tun. Und die Selbstzweifel? Dürfen getrost in den emotionalen Mülleimer. Die Wut? Richtet sich bitte direkt an den Ghostenden.

Da der aber nicht zur Verfügung steht, sind Ersatzhandlungen völlig in Ordnung. Ob bei Bier oder Eis Liebesbriefe rituell verbrannt oder unter Zeugen alle Gesprächsverläufe gelöscht werden – Hauptsache, es hilft. Oder, wie die für ihre Veröffentlichungen zu Ghosting bekannte Psychologin Jennice Vilhauer aus L. A. es so treffend formulierte:

„Don’t allow someone else’s bad behavior to rob you of a better future by losing your vulnerability and shutting yourself off from another relationship. Keep your energy focused on doing what makes you happy. Know that if you are someone who treats people with respect and integrity then the ghoster simply wasn’t on your wavelength and someone better is coming your way, as long as you keep your heart open and your focus forward.“

https://www.psychologytoday.com/intl/blog/living-forward/201511/why-ghosting-hurts-so-much