Schüchterne Männer
Zwar haben sich die Zeiten geändert, jedoch lastet nach wie vor eine große Last auf den Schultern der Männer: Seit etlichen Generationen übernehmen stets die Herren der Schöpfung die Führung, wenn es darum geht, Frauen kennenzulernen und Interesse an einer Vermählung zu bekunden. Die weibliche Bevölkerung war gewohnt, sich erobern und um sich werben zu lassen. Heutzutage ist diese strikte Rollenverteilung aufgehoben, dennoch sehen sich viele Männer dem enormen Druck ausgesetzt, stets den ersten Schritt zu machen und auf Frauen zuzugehen. Dass dies für manche von ihnen eine Bürde darstellt, ist nicht verwunderlich: Insbesondere für schüchterne Männer sind solche, zum Teil noch immer in den Köpfen verankerten Klischees ein Problem. Dabei, ihre Beweggründe zu verstehen und eine Idee davon zu bekommen, wie man sich als Frau ihnen gegenüber am besten verhalten sollte, möchte der folgende Text helfen.
Einer von Parship durchgeführten Mitgliederbefragung zufolge, geben 40% der Single-Männer ihre Schüchternheit als Hauptgrund für ihr Singledasein an. Die Tatsache, dass fast die Hälfte aller Alleinstehenden nur deswegen ohne Partnerin sein muss, weil sie sich nicht in der Lage sehen Frauen anzusprechen, ist wirklich schade. Zumal sich Männer mit dem „alleine-sein“ aufgrund ihrer Schüchternheit nicht zwangsläufig abfinden müssen, was die folgenden Abschnitte verdeutlichen wollen: Zum einen ist diese Eigenart nur teilweise angeboren, weshalb es Möglichkeiten gibt, die Schüchternheit zu überwinden; zum anderen kann die moderne Frau selbst tätig werden beziehungsweise versuchen, bestmöglich auf den zurückhaltenden Mann einzugehen.
Schüchternheit – Persönlichkeitseigenschaft oder Angewohnheit?
Auf einem Kontinuum gesehen, stehen sich Intro- und Extraversion gegenüber. Wohingegen extravertierte Menschen als herzlich, gesellig, durchsetzungsfähig, aktiv, erlebnishungrig und frohsinnig beschrieben werden, trifft auf introvertierte Menschen im logischen Schluss eher das Gegenteil zu. Sie haben weniger Probleme damit, Zeit alleine zu verbringen, sind weniger gesprächig und im sozialen Kontext eher zurückhaltend. Menschen, die eher zur Introversion neigen, sind aufgrund der entsprechenden Disposition eher dazu geneigt, schüchtern zu sein oder zu werden. Inwieweit eine Person offen auf andere Menschen zugeht, ist allerdings nicht ausschließlich auf ihr Temperament zurückzuführen: Auch Erziehung und soziale Erfahrungen beeinflussen die Tendenz eines Menschen, schüchtern im Umgang mit anderen zu sein.
Wer an sich arbeiten möchte, kann es also durchaus schaffen, seine Schüchternheit überwinden zu lernen. Im Umgang mit zurückhaltenden Männern kann es helfen, sich auch Gedanken zu machen, worin die Schüchternheit begründet liegt, da man so in der Lage ist, angemessen auf ihn einzugehen. Realistisch betrachtet wird man derartige Informationen jedoch erst im Laufe der Zeit erhalten. Dennoch hat man als Frau einige Möglichkeiten, dem schüchternen Mann entgegenzukommen, um ein Kennenlernen in die Wege zu leiten.
Blickkontakt aufbauen und Flirtsignale senden
Männer, die schüchtern sind, fürchten, dass sie von Frauen nur Körbe zu erwarten haben. Sie halten sich nicht für attraktiv oder interessant genug, um das andere Geschlecht nachhaltig zu begeistern. Daher scheuen sie sich davor, Frauen anzusprechen, obwohl sie dies vermutlich gerne machen würden. Mit einem aufmunternden Blick, einem netten Lächeln oder eindeutigen Gesten, kann man als Frau die nötige Starthilfe geben, sodass der Mann seine Hemmungen bestenfalls überwinden kann und es zum Gespräch kommt. Auf diese Weise obliegt ihm nach wie vor der erste „offizielle“ Schritt, die subtile Unterweisung in Form eines Blicks oder anderweitiger Signale wirkt im Vorfeld jedoch sehr entlastend, sodass subjektiv ein geringeres Risiko besteht, beim Flirtversuch zu scheitern.
Auch als Frau Männer ansprechen
Eine direktere Methode wäre, den Mann selbst anzusprechen. Die Zeiten, in denen Frauen darauf warten müssen (und wollen) von der Männerwelt erobert zu werden sind vorbei. Daher spricht absolut nichts dagegen, als Frau die Initiative zu ergreifen. Schüchternen Männern kommt dies entgegen, da sie sich so nicht den unangenehmen Zweifeln ausgesetzt sehen, ob die Dame an einem Kennenlernen interessiert ist – denn wenn sie von sich aus das Gespräch sucht, dann heißt das schon was. Dies kann sehr entlastend wirken und eine Erleichterung für zurückhaltende Männer sein. Allerdings sollte der Auftritt nicht zu selbstbewusst oder zu souverän wirken; hierbei bestünde die Gefahr, den Mann einzuschüchtern, sodass er womöglich kein vernünftiges Wort über die Lippen bringen würde. Wenn man als Frau den Eindruck hat, der Mann ist eher vom ruhigen Typ, ist es besser, sich die lockeren und coolen Sprüche zu verkneifen.
Dem Mann die Möglichkeit geben, sich „stark“ zu fühlen
Wem ein „simples“ Gespräch zum Eis brechen zu langweilig ist, kann sich auch an einem kleinen Schauspiel versuchen, welches den Selbstwert des Mannes garantiert ein bisschen ansteigen lässt: Sich als Frau in die Rolle der Hilfesuchenden zu begeben kann Wunder wirken. Natürlich sind hierfür keine ausgeklügelten Plots von Nöten, es reicht schon die simple Frage nach der Uhrzeit oder das Erbeten von Hilfestellung beim Öffnen der Flasche oder beim Finden eines bestimmten Ortes. Auf diese Weise erhält der schüchterne Mann zum einen eine genaue Anweisung, welche Handlung seinerseits zu erfolgen hat, sodass er nicht in die Lage kommt, sich zu überlegen, wie er am besten ins Gespräch kommen kann; zum anderen gesteht die Frau Schwäche ein und gibt ihm so die Möglichkeit, der „Held“ zu sein und ihr zu helfen. Dieser kleine Trick kann dabei helfen, ein ungehemmtes Gespräch entstehen zu lassen, da dem Mann eine ausgezeichnete Startposition gegeben wurde.
Das Gespräch sensibel und subtil am Gegenüber ausrichten
Obwohl das Ansprechen der wohl schwierigste Teil für schüchterne Männer ist, heißt das nicht, dass sie, sobald dieser geschafft ist, offen und ungehemmt kommunizieren können. Schüchternheit kann sich durch das gesamte Gespräch ziehen und das Kennenlernen so behindern. Daher ist es gut, zu versuchen, auch im Dialog auf den Mann einzugehen. Wer nur etwas Feinfühligkeit und Empathie besitzt, wird genau merken, wann der Gesprächspartner ein Thema gefunden hat, mit dem er sich wohl bzw. wohler als mit anderen fühlt. Ebenso wird man spüren, welche eigenen Äußerungen dem anderen Unwohlsein bescheren oder ihm ein gutes Gefühl geben. Eine Unterhaltung zu führen, in der so bewusst und aufmerksam auf den Anderen eingegangen wird, kann mitunter ziemlich anstrengend sein, lohnt der Mühen aber allemal, da auch schüchterne Menschen, wenn sie sich wohl und „sicher“ fühlen, mit der Zeit offener werden.
Keine Spielchen spielen
Hier hat jeder seine ganz eigenen Methoden es dem Gegenüber nicht zu leicht zu machen. Immerhin möchte jeder – Emanzipation hin oder her – ein Stück weit das Gefühl haben, erobert worden zu sein. Man möchte spüren, dass dem Mann etwas an einem liegt und er sich auch bemüht, einen guten Eindruck zu machen. Hierzu bedienen Frauen sich verschiedenster Tricks – sie spielen die Unnahbare, drosseln ihr Interesse, werden ironisch und testen Reaktionen aus usw. Wem jedoch etwas daran gelegen ist, die Bekanntschaft zu einem eher schüchternen Zeitgenossen zu vertiefen, sollte solche Dinge vorerst besser unterlassen. Plötzliche, wenn auch nicht ganz ernst gemeinte Zurückweisungen, würden die Annahmen des Schüchternen bestätigen und vermutlich einen Rückzug seinerseits herbeiführen. Als Frau tut man gut daran, den Mann auf andere Art und Weise ausdrücken zu lassen, dass ihm etwas an einem liegt.
Hoffentlich wurde klar, dass Schüchternheit kein Grund ist, um von einem Mann voreilig abzulassen. Zumeist dauert es nur einige Zeit, ehe auch Zurückhaltende aus sich heraus kommen – und diese Zeit sollte man als Frau dem Mann auch geben, wenn einem wirklich etwas an ihm liegt. Wie es so schön heißt: „Stille Wasser sind tief“; entsprechend lohnt es sich immer, zu ergründen, was hinter der schweigsamen Fassade eines Menschen steckt. Darüber hinaus kann es auch für Frauen ein sehr befriedigendes Gefühl sein, einen Mann erobert zu haben.